Das Försterkreuz erzählt die Geschichte der beiden Förster Gieß und Steinsträter, die am 31.5.1880 von Wilderern ermordet wurden.
Bevor er seinen Schusswunden erlag, schrieb Gieß mit seinem eigenen Blut den Namen eines der Mörder in sein Notizbuch. Joh. Ha. war bereits früher von ihm beim Wildern abgefasst worden und hatte gerade eine einjährige Zuchthausstrafe in Münster verbüßt. Gegen Gieß hatte er nach seiner Entlassung schwere Drohungen ausgestoßen.
Die Greueltat an die beiden Männer löste eine Suchaktion in den Waldungen um Willebadessen aus, an der zunächst die Gendarmerie und die Schuljugend beteiligt war. Da die Suche aber ergebnislos blieb, beantragte der zuständige Landrat die Entsendung eines Jägerkommandos in Stärke von 120 Mann aus Bückeburg. Das Betreten der Wälder wurde nur noch mit Passierscheinen gestattet. Die Jäger hatten Anweisung, auf jedermann zu schießen, der auf Zuruf nicht sofort mit erhobenen Händen stehen, bliebe.
Es herrschte ein regelrechter Ausnahmezustand um Willebadessen. Inzwischen waren die Täter nach Amerika zu entwischt, wo sie ein unrühmliches Ende gefunden haben sollen.
Orginaltext aus der Pfarrchronik:
1. Juni wurden die v. Wrede`schen Förster C. Gies, gebürtig aus Geisel bei Fulda, 44 J. alt, u. Steinstrater aus Heesen bei Hamm, 24 J. alt, durch Wilddiebe erschossen. Gies hinterließ Frau mit 5 kleinen Kindern – er hatte noch mit blutender Hand in sein Notizbuch geschrieben: „ Johann H… hat mich erschossen“, soll`s aber nicht allein gewesen sein. Trozdem eine Jägerabteilung von Bückeburg u. Gendarmen den ganzen Sommer Jagd auf die Mörder machten, ist man ihrer doch nicht habhaft geworden.- (H… soll nach Amerika ausgewandert sein?) -Der EGV Lippert schreibt folgendes: Die Inschrift des Kreuzes besagt, dass hier am 31.5.1880 die beiden v. Wredeschen Förster Gieß und Steinsträter von Wilderern erschossen wurden. Die Gerichtsakten berichten über den Fall:
Die beiden Förster hatten am frühen Morgen im Revier Kleiner Herrgott hinter der Karlsschanze bei einer Frühpirsch eine gemeinsame Streife auf Wilderer unternommen Am gleichen Morgen ging ein Kleinenberger ahnungslos in die Nähe des Waldteils, um Birkenreiser zum Besenbinden zu schneiden. Da horte er plötzlich Stöhnen und matte Hilferufe. Als er dem Ruf nachging, fand er den schwer verletzten Förster Gieß. Der Besenbinder eilte durch das Hellbachtal zu der nahen Waldmulde am Viadukt (Wohnort des Försters), um Hilfe zu holen. Auf einem Handwagen brachte man den Schwerverletzten nach Hause, er verstarb auf dem Transport. Der Sterbende hatte noch mit Blut in sein Notizbuch geschrieben: „H. hat auf mich zweimal geschossen“. Der Wildfrevler war, nachdem er den Förster niedergeschossen hatte, von dem Forstgehilfen Steinsträter bei seiner Flucht in die Dickung verfolgt worden. Der Wilderer hatte den Gehilfen dort auflaufen lassen und dann den Verfolger aus nächster Nähe niedergeschossen. In der Schusswunde fanden die Ärzte Patronenpfropfen und Zeugreste ein Zeichen, dass es sich um einen Nahschuß handelte. Man fand ihn erst zwei Tage später tot auf. Die Nachsuche von Gendarmerie und Willebadesser Schuljugend war ergebnislos abgebrochen worden.
Der von Förster Gieß als Täter bezeichnete Joh Ha. war bereits früher von ihm beim Wildern abgefaßt worden und hatte gerade eine einjährige Zuchthausstrafe in Münster verbüßt. Gegen den Erschossenen hatte er nach seiner Entlassung schwere Drohungen ausgestoßen. Mitbeteiligter der Tat war A. Hi. aus Kleinenberg. Die flüchtigen Täter wußten sich geschickt den Nachstellungen der Gendarmerie zu entziehen, sie hielten sich verborgen in den Waldungen um Willebadessen, unterstützt von Freunden und Bekannten.
Die Gendarmerie aus den vier Kreisen des Hochstiftes wurde zusammengezogen und kämmte in ausgedehnten Streifen die Waldungen durch. Als diese Maßnahmen nicht zum Ziele führten, beantragte der zuständige Landrat die Entsendung eines Jägerkommandos in Stärke von 120 Mann aus Bückeburg. Durch eine Polizeiverordnung war das Betreten der Wälder nur noch mit Passierscheinen gestattet. Die Jäger hatten Anweisung, auf jedermann zu schießen, der auf Zuruf nicht sofort mit erhobenen Händen stehen bliebe Die Pächter der angrenzenden Gemeindejagden wurden ersucht jedes Jagen und Schießen vorläufig einzustellen um keinen unnützen Alarm auszulösen.
Die am 3 und 4. Juli angesetzte Prozession und Wallfahrt nach Kleinenberg wurde durch behördliche Verfügung untersagt Es herrschte ein regelrechter Ausnahmezustand um Willebadessen.
Inzwischen hatten die beiden Täter Zeit und Gelegenheit gefunden, nach Amerika zu entwischen Sie sollen dort ein unrühmliches Ende gefunden haben.
An die Zeit des Jägerkommandos erinnert ein Obelisk an der Straße beim ehem. Bahnhof Willebadessen.
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Quellenhinweis:
Texte: Naturpark Teutoburger Wald/Eggegebirge, Pfarrchronik St. Vitus Willebadessen
Fotos: Stefan Köneke